Das Rudel hält sich nach fortgeschrittener Trächtigkeit der Wölfin in der Nähe einer Wurfhöhle auf, die oft über mehrere Jahre hinweg zur Jungenaufzucht genutzt wird. Schon einige Wochen zuvor suchte sich die Wölfin mehrere geeignete Höhlen, die im gesamten Territorium verstreut sein können und welche im Falle einer Störung eine Ausweichmöglichkeit bieten oder mit zunehmendem Alter der Welpen gewechselt werden. Die vorzugsweise vor Einsicht und Wassereinbruch geschätzten Höhlen können entweder selbst gegraben sein oder aus einem erweiterten Bau anderer Tiere bestehen, wie z.B. die Höhlensysteme von Fuchs- oder Dachsbauten. Manchmal graben Welpen jahrelang an kleinen Gängen, wo nur sie durchkommen, sodass sogar mehrere Stockwerke mit vielen an- und absteigenden Verbindungen entstehen können.
Noch wenige Tage vor der Geburt kann man kaum sehen, dass die Wölfin Welpen erwartet, da sie so schnell und beweglich ist wie immer. Erst kurze Zeit vor der Geburt ist zu erkennen, dass es bald soweit ist. Die Wölfin reißt sich mit ihren Vorderzähnen alle Haare rund um die angeschwollenen Zitzen am Bauch aus und verhält sich insgesamt unruhig. Da sie bei der Geburt allein sein will, verkriecht sie sich unmittelbar davor in ihrer Höhle und lässt niemanden mehr hinein.Wie bei allen Säugetierweibchen setzt die Geburt auch bei der Wölfin durch Wehen ein, kaum erkennbare Krämpfe, die den ganzen Körper wellenartig erfassen. Meist bringt eine Fähe nach einer Tragzeit von 61-64 Tagen zwischen vier und sechs Welpen zur Welt, ein Wurf kann jedoch auch durchaus 14 Wölfchen umfassen oder gar nur einen bis zwei Welpen, letzteres kommt häufiger bei älteren Weibchen vor. Die Welpen werden blind und taub geboren und wiegen bei der Geburt in der Regel 300 bis 500 Gramm. Die Nabelschnur, durch diese sie mit ihrer Mutter verbunden sind, wird von der Wölfin nach der Geburt eines Welpen durchgebissen, welcher sogleich anfängt, nach einer Zitze zu suchen und zu trinken. In den ersten drei Tagen verlässt die Wölfin ihre Welpen nie. Sie kümmert sich, wie alle Wolfsmütter, fürsorglich und liebevoll um die Kleinen und widmet ihnen ihre ganze Aufmerksamkeit. Wenn ein anderes Rudelmitglied neugierig seinen Kopf in die Höhle streckt, knurrt sie drohend, selbst der Vater darf in der Regel noch nicht zu dem Wurf. Während der ersten Tage tun die Welpen nichts anderes als trinken und schlafen, stets versorgt von ihrer Mutter. Nie wieder in ihrem Leben werden sie so geborgen sein.
Nach 9 bis 13 Tagen öffnen die Welpen ihre Augen und beginnen langsam, aktiv zu werden. Jetzt liegen sie auch schon manchmal für längere Zeit alle zusammen, ohne kalt zu werden, da sie ihre Körpertemperatur nun alleine halten können, während ihre Mutter den Bau immer öfter verlässt und sich draußen ausruht. In der Wolfshöhle selbst sammeln sich zwar über die Zeit alte Knochen oder Ähnliches an, aber es ist peinlich sauber darin, es gibt keinen Kot und keinen Uringeruch.
Die Entwicklung der Welpen verläuft nun immer schneller. Bereits mit knapp vier Wochen verlassen die neugierigen Kleinen zum ersten Mal die Höhle, lernen das Rudel kennen und bekommen schon etwas vorverdautes Fleisch zu fressen, welches sie von Alttieren erbetteln, indem sie deren Mundwinkel lecken, um das Hervorwürgen der Nahrung hervorzurufen. Bis zur fünften Woche werden sie zudem noch von der Wölfin gesäugt, danach entwöhnt die Mutter sie. Alles im Rudel dreht sich nun um die Aufzucht der Welpen, immer bleibt mindestens ein Wolf als Aufpasser bei ihnen, wenn das restliche Rudel unterwegs ist. Meistens kümmern sie Jährlinge, die Jungen des letzten Jahres, um den verspielten Nachwuchs, was eine gute Vorbereitung auf eigene Nachkommen darstellt. Welpen genießen eine gewisse Narrenfreiheit, sodass die meisten Wölfe ihre spielerischen Angriffe erdulden. Sie werden von den Erwachsenen jedoch auch zurechtgewiesen, wenn sie ihre Grenzen überschreiten, und lernen so, sich ins Rudel zu integrieren. Untereinander messen die Welpen ihre Kräfte auch in kleinen Raufereien und bilden dabei ihre eigene Rangfolge.
In den ersten zehn Lebensmonaten sind die Jungwölfe empfindlich und krankheitsanfällig, auch große Raubvögel wie Adler und Eulen stellen eine Bedrohung dar. Nur etwa jeder zweite Wolf überlebt das erste Jahr, in schlechten Jahren beträgt die Jungensterblichkeit bis zu 80 %. Schon im Herbst des Geburtsjahres müssen die Jungwölfe kräftig genug sein, um mit dem Rudel mithalten zu können, wenn sie das Revier durchstreifen und alles kennenlernen, was sie später zum Überleben benötigen.