Wölfe haben ihre Paarungszeit, auch Ranzzeit genannt, einmal im Jahr. In den nördlichen Regionen des Verbreitungsgebietes findet sie Ende März/April statt, in südlichen Gegenden in den Wintermonaten, meist Januar-Februar. Rüden und Fähen werden mit knapp zwei Jahren geschlechtsreif, aber in der Regel pflanzt sich nur das Alphapaar fort, die beiden ranghöchsten Wölfe, jedoch kann es auch Mehrfachwürfe in einem Rudel geben, wenn die Umstände dies erlauben, was allerdings nur selten der Fall ist. Während der Ranzzeit wenden sich die beiden Alphawölfe stark einander zu, oft verlässt er sie kaum. Das Alphaweibchen unterdrückt rangniedrigere Fähen größtenteils, indem sie aggressiv deren Werben verhindert. So kommt es, dass das Leben im Rudel unmittelbar vor der Paarungszeit, welche etwa zwei Wochen andauert, von erhöhter Aggressivität und Rangordnungskämpfen bestimmt ist. An den Tagen, an welchen die Alphawölfin noch nicht empfängnisbereit ist, lässt sie auch andere Rüden zum Zug kommen. Dies hat den Vorteil, dass jene sich später mitverantwortlich für die Welpen fühlen, obwohl keine Vaterschaft vorliegt. Um sich wirklich fortzupflanzen, ziehen sich die beiden Alphawölfe oft zurück. Da die Fähe in diesen Tagen empfängnisbereit ist, verscheucht der Rüde alle anderen Männchen, die Interesse an seinem Weibchen zeigen und geh somit sicher, dass er allein der Vater des Wurfes sein wird.
Bei der Paarung selbst reitet das Männchen auf das Weibchen auf. Dieser Akt wird mehrmals in der Ranzzeit wiederholt. Schon kurz danach ist das Paar, im wahrsten Sinne des Wortes, unzertrennlich, da die beiden Geschlechtsteile anschwellen und so die Trennung vorerst verhindert wird. Diese Prozedur stellt sich besonders für das Weibchen sehr schmerzhaft dar, doch ist es nötig, um den Spermien des Alphawolfes genügend Vorsprung zu geben, um ein späteres Aufreiten eines rangniederen Rüden unnütz zu machen. Genannt wird dies "Hängen" und dauert ca. 15 bis 20 Minuten; allerdings ist das Paar in der Zeit des Hängens durchaus noch in der Lage, bei Gefahr zu flüchten. Rangniedere Wölfe mit starkem Fortpflanzungstrieb verlassen in der Paarungszeit häufig ihr Rudel und begeben sich auf die Suche nach einem Partner und einem eigenen Territorium. Sollte ein anderes Weibchen außer der Alphawölfin trotz alledem trächtig werden, tötet die Ranghöchste fremde Welpen meist nach der Geburt, da sonst die Überlebenschancen für ihren eigenen Wurf nicht ausreichend wären. Manchmal kann es aber auch sein, dass die Alphawölfin die fremden Welpen zu sich nimmt und mit ihren eigenen großzieht.
Innerhalb eines Rudels kommt es sehr selten zu Inzucht, der Rüde verweigert den Paarungsakt. Selbst wenn das Rudel sich nicht mehr fortpflanzen kann und somit auf Dauer verschwinden würde, kommen solche Paarungen kaum vor, da die Möglichkeit, dass die Welpen Missbildungen hätten oder nicht lebensfähig wären, sehr hoch ist.