Wölfe kommunizieren durch Laute und Duftmarken, vor allem aber über Körpersprache und Mimik, da sie ein stark ausgeprägtes Ausdrucksverhalten besitzen, um ihre Stimmungen anderen Artgenossen mitzuteilen. Darüber hinaus wird über bestimmte Verhaltensmuster auch der soziale Rang im Rudel gezeigt und bestätigt.
Dominanz: Ein dominanter Wolf zeigt seinen hohen Rang durch den hoch erhobenen Schwanz und die aufrechte Körperhaltung. Die Ohren sind selbstbewusst nach vorn gerichtet. Im normalen Rudelalltag gehen die beiden Alphatiere mit erhobenen Kopf und leicht erhobenen Schwanz umher; das strahlt Selbstsicherheit aus und lässt keinen Zweifel an ihrer Stellung aufkommen. Meistens genügt ein starrer Blick seitens des Alphas, um seine Überlegenheit zu demonstrieren. Mit denselben Drohgebärden wie Erwachsene werden auch Welpen zurechtgewiesen, wenn sie es zu wild treiben. So lernen sie schon früh, sich in die Rangordnung einzufügen. Will ein ranghohes Tier einen anderen Wolf zurechtweisen, drückt er ihn häufig zu Boden. Ein weiteres Zeichen der Dominanz besteht darin, die Schnauze des anderen zwischen die Zähne zu nehmen ohne zuzubeißen. Dieses Verhalten kann allerdings auch spielerisch gemeint sein.
Unterwerfung: Rangniedrige Tiere zeigen ihre Unterlegenheit durch zurückgelegte Ohren; das symbolisiert Unsicherheit. Unterwirft sich ein Wolf einem ranghöheren Artgenossen, legt er die Ohren ganz an, sodass die Ohrmuscheln nicht mehr zu sehen sind. Zudem duckt er sich und klemmt den Schwanz zwischen die Hinterbeine. Häufig lecken Rangniedere, besonders Welpen, den Höhergestellten die Schnauze, um ihm ihre Loyalität und Unterwerfung zu signalisieren. In Extremfällen rollt sich ein unterlegener Wolf auf den Rücken und entblößt so seine ungeschützte Kehle bzw. Bauchunterseite. Dies ist eine Geste totaler Unterwerfung und wirkt auf den Sieger wie ein hilfloser Welpe, was seinen Schutzinstinkt, eine Hemmschwelle, hervorruft und weitere Aggressionen verhindert.
Verspieltheit: Trägt ein Wolf die Rute locker gehoben und die Ohren aufmerksam nach vorn gerichtet, ist er entspannt und freundlich gestimmt. Wenn er gleichzeitig mit dem Schwanz wedelt und das Maul leicht geöffnet hat, befindet er sich meist in Spiellaune. Manchmal legen Wölfe auch die Vorderpfoten auf den Boden und strecken das Hinterteil in die Höhe, knurren, jaulen und springen einen anderen Wolf spielerisch an, um ihn zum Toben aufzufordern. Besonders Jungtiere balgen auf diese Weise miteinander.
Angst: Ein Wolf, der Angst hat, legt die Ohren an und klemmt den Schwanz zwischen die Hinterbeine. Gleichzeitig sträubt er das Fell und kräuselt die Schnauze. Das Maul ist fast geschlossen; die Augen weit aufgerissen.
Drohung: Um Gegner zu warnen und einzuschüchtern, richten Wölfe das Nackenfell auf, versteifen die Schultern und machen sich so groß wie möglich. Die Schnauze ist gekräuselt und die Zähne entblößt. Dabei knurrt das Tier grollend. Ist er dabei selbstbewusst, sind die Ohren nach vorn gerichtet, die Rute ist hoch erhoben. Verunsicherte oder aus Angst drohende Wölfe legen die Ohren an und entblößen ihre Zähne mit langen Mundwinkeln, nicht mit kurzen, wie die ersten. Sie können zudem auch noch den Schwanz einklemmen und so ihre Bedrängnis ausdrücken. Nach Nichtbeachtung dieser Warnung kann ein Angriff folgen, da der Wolf keinen anderen Ausweg mehr sieht.